11. Heilbronner Dialog zur personalisierten Medizin

Wie viel sollte oder muss ein Patient über seine Erkrankung wissen? Der 11. Heilbronner Dialog beschäftigte sich mit dieser Fragestellung aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Marita Käckenmeister, Gründerin der Selbsthilfegruppe Multiples Myelom am SLK Klinikum Heilbronn, eröffnete den Abend mit ihrer ganz persönlichen Krankheitsgeschichte und zeigte auf, dass gerade bei der Erstdiagnose nicht bei jedem das Bedürfnis besteht, alles über die Erkrankung zu erfahren. Vielmehr überwiegt die Ohnmacht und die Angehörigen nehmen zunächst die vielzähligen Informationen auf, die auf Betroffene einstürzen. Wenn dann doch die Neugierde einsetzt, wird häufig das Internet zurate gezogen, was aber kein Ersatz für einen menschlichen Mediziner sein kann, so Frau Käckenmeister.

Auf der anderen Seite berichtete Dr. Wiebke Braune aus der Psychosozialen Krebsberatung, dass die Krebsdiagnose noch viel mehr Fragen aufwirft. Neben der eigentlichen Erkrankung ist das gesamte soziale Umfeld betroffen. Die Krebsberatungsstellen versuchen hier Hilfestellung in der Vielzahl der Angebote zu bieten und geben damit insbesondere Informationen zu nicht-medizinischen Fragen.

Doch ist es nur positiv möglichst viele Informationen zur Verfügung zu haben? Dr. Sylvia Bochum stellte sich die Frage, inwieweit der informierte Patient Fluch oder Segen ist. Aktuelle Umfragen zeigen, dass ca. 87 % der Patienten umfänglich über ihre Erkrankung aufgeklärt werden möchten. Dabei hat der Patient heutzutage auch die Möglichkeit, sich selbst über neue Medien – insbesondere das Internet – Wissen anzueignen. Dabei sollte man aber auch verlässliche Informationsquellen achten und sich auf unabhängigen Seiten zu informieren. Grundsätzlich sei die steigende Patientenkompetenz aber für Mediziner wünschenswert.

Wie sollte nun der Dialog zwischen behandelndem Arzt und Patient aussehen? Dieser Frage widmete sich Frau Dr. Nadine Feyen, Ärztin an den SLK-Kliniken Heilbronn. In einer partizipativen Entscheidungsfindung sollte ein gleichberechtigter Austausch von Informationen und Meinungen zwischen beiden Parteien erfolgen und auf dieser Grundlage eine gemeinsame Entscheidung zum Therapieverlauf erfolgen. Diese aktive Einbindung des Patienten stärkt dabei auch die Arzt-Patientenbeziehung. Doch wie wird dieses theoretische Modell in der Praxis gelebt?

Die an die Vorträge anschließende Diskussion zeigte, dass noch einige Jahre ins Land gehen werden, bis entsprechend flächendeckend die Patienteneinbindung gelebt wird. Was noch vor Kurzem nicht im Medizinstudium gelehrt wurde, wird erst langsam einen Wandel begründen. Solang kann jeder Patient für sich entscheiden, wieviel er wissen will und kann und sollte offen gegenüber seinem Arzt kommunizieren, wo gegebenenfalls Unsicherheiten herrschen und gegebenenfalls auch mal eine Zweitmeinung einholen. Die verschiedenen Beratungsangebote helfen dabei sich im Dschungel der Informationen zurechtzufinden.

Das MOLIT Institut dankt allen Teilnehmern für die angeregte Diskussion und die interessanten Gespräche. Einen Auszug der Vortragsfolien finden Sie bei Interesse auch in unserem Downloadbereich.

 

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Montag, 20.05.2019 Alles eine Frage des Geldes