Zum 8. Heilbronner Dialog zur personalisierten Medizin eröffnete Prof. Dr. Gerd Antes, Wissenschaftlicher Vorstand der Cochrane Deutschland Stiftung, eine eher kritische Sichtweise auf die neueren Entwicklungen der Digitalisierung, u.a. auch in Hinblick auf die personalisierte Medizin.
So erläuterte er, dass im Bestreben nach zunehmender Digitalisierung unter dem Stichwort Big Data zwar immer mehr Daten erhoben werden, diese aber entgegen Versprechen aus Privatwirtschaft und Politik nicht unbedingt die Lösung aller Probleme sein können. Er fürchtet, dass sich die Wissenschaft von einer validen Methodik vielmehr dazu wandelt, dass man seine Thesen beweisen kann, wenn man aus vielfältigsten Quellen nur die richtigen Daten findet. Die Beweise für den Erfolg von Big Data seien streitbar, da nicht alle Daten auch vertrauenswürdig seien. So fordert Prof. Antes die Rückkehr zu einer wissenschaftlich validen Methodik und einer kritischen Haltung gegenüber neuen technischen Lösungen.
In der anschließenden kontroversen Diskussion stellte sich aber auch heraus, dass es durchaus Bereiche gibt – zum Beispiel in der personalisierten Medizin – in denen die global verfügbaren Daten Ansätze für neue Therapieoptionen geben können. Allerdings bestand auch Einigkeit, sich nicht unreflektiert auf maschinelle Berechnungen zu verlassen. Die Herausforderung – gerade in der Patientenbehandlung – bestünde auch zukünftig in der bewussten Entscheidung für oder gegen eine Therapie, ohne das Ergebnis einer solchen Entscheidung für die Patienten sicher vorhersehen zu können.
Die Folien von Prof. Antes finden Sie bei Interesse auch in unserem Downloadbereich.
Freuen Sie sich bereits auf den nächsten Heilbronner Dialog am 24.07.2018, in dem es um „Neue molekulare Verfahren der labormedizinischen Tumordiagnostik“ geht. Nähere Informationen finden Sie hier.